Wirtschaftsbarometer: Die Nidwaldner Wirtschaft spürt die Frankenstärke

Nidwaldner Wirtschaftsbarometer 2015

Grafik: «Neue Luzerner Zeitung» vom 13. August 2015

Konjunktur – Eine Umfrage bei Nidwaldner Unternehmen zeigt: Produktionsbetriebe leiden am meisten unter dem starken Franken. Handel und Gewerbe hingegen legen zu.

Von Livio Brandenberg

Die Wirtschaft im Kanton Nidwalden hat sich im ersten Halbjahr 2015 merklich abgekühlt. Das zeigt der Nidwaldner Wirtschaftsbarometer, den die Volkswirtschaftsdirektion des Zentralschweizer Kantons am 12. August 2015 veröffentlichte. Dazu führt diese halbjährlich eine Online-Befragung bei Nidwaldner Unternehmen zu ihrer wirtschaftlichen Lage durch.

Der Barometer berechnet sich aus den folgenden Angaben der Firmen: Personalauslastung, Personalbestand, Auslastung des Produktionsapparates, Auftragsbestand, Ertragslage und Aussichten. Daraus wird ein Indexwert für die volkswirtschaftliche Lage des Kantons errechnet. Liegt dieser über Null, entspricht dies einer tendenziell positiven Entwicklung, Werte unter Null entsprechen einer negativen. Aktuell liegt der Wert bei 4,5 (siehe Grafik). Der Trend zeigt aber nach dem ersten Halbjahr abwärts.

Vorteil: Kein Grenzkanton

Die Kennzahlen der 192 Betriebe, die dem Aufruf der Volkswirtschaftsdirektion gefolgt sind, zeigen: Die Nidwaldner Wirtschaft spürt den starken Franken. Doch je nach Branche sind die Auswirkungen sehr unterschiedlich. Besonders betroffen von der starken Landeswährung ist die verarbeitende Produktion. Die Auftragsbestände gingen dort im Vergleich zur Vorjahresperiode zurück, die Ertragslage hat sich verschlechtert. Der einzeln errechnete Indexwert für diese Branche liegt denn auch klar im negativen Bereich.

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Information zur Umfrage: Befragte Unternehmen

Wirtschaftsbarometer NW Befragung

Tabelle: Volkswirtschaftsdirektion Nidwalden vom 12. August 2015

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Anders sieht die Situation beim Handel und Gewerbe (Handel, Gastro- und Reparaturgewerbe) aus. Die Auslastung dieser Betriebe hat sich bei einer stabilen Ertragslage sogar leicht verbessert.

Ein Grund für die stabilen Zahlen beim Gewerbe und beim Handel sieht Othmar Filliger, Regierungsrat und Nidwaldner Volkswirtschaftsdirektor, in der Lage seines Kantons: «Ein Vorteil von Nidwalden ist, dass der Kanton kein Grenzkanton ist. Auch darum ist Nidwalden im Gegensatz zu anderen Kantonen weniger vom Einkaufstourismus betroffen.» Gut gehe es dem Gewerbe aber auch, weil dieses in Nidwalden gut diversifiziert und innovativ sei, sagt Othmar Filliger.

Baugewerbe bewegt sich seitwärts

Ausgewertet hat die Volkswirtschaftsdirektion neben den beiden erwähnten Branchen auch das Baugewerbe, den Dienstleistungssektor und die Sparte «andere Branchen». Dazu zählen etwa Firmen aus den folgenden Bereichen: Energie- und Wasserversorgung und Verkehr.

Die Entwicklung in der Baubranche verläuft laut dem Wirtschaftsbarometer seitwärts. Die Auslastung der Bauwirtschaft nahm in den ersten sechs Monaten des Jahres saisonal bedingt zu. Saisonbereinigt zeichnet sich jedoch eine leichte Konsolidierung ab.

Der Dienstleistungssektor hat gemäss dem Nidwaldner Barometer seit Jahresbeginn zwar einen leichten Rückgang zu verzeichnen, dies aber auf einem hohen Niveau. Die Geschäfte laufen hier also nach wie vor gut.

Unternehmen so genannt «anderer Branchen» mussten im ersten Semester allerdings Abstriche machen. Der Barometer-Wert für diese einzelne Sparte liegt nun an der Grenze zum negativen Bereich.

Arbeitslosenquote erfreulich tief

Laut Volkswirtschaftsdirektor Filliger sind anhand der erhobenen Zahlen eindeutig die Spuren der Aufhebung des Euro-Mindestkurses zu erkennen. «Gefordert sind im Kanton Nidwalden vor allem die exportorientierten Unternehmen», sagt Filliger. Die Entspannung, die in den letzten Tagen zu beobachten war, als sich der Franken gegenüber dem Euro abgeschwächt hat, sei aber lediglich ein erster Trend, mahnt Regierungsrat Filliger. Doch: «Diese Bewegungen helfen auch den Nidwaldner Firmen», so Filliger.

Insgesamt stehe Nidwaldens Wirtschaft «gut da», sagt Filliger. «Wir sind ungefähr auf dem Niveau der umliegenden Zentralschweizer Kantone. Das zeigen etwa die Arbeitslosenzahlen, die mit 1 Prozent – auch im schweizweiten Vergleich – nach wie vor sehr gut sind», sagt Othmar Filliger. Er gibt aber auch zu bedenken, dass sich volkswirtschaftliche Turbulenzen teilweise erst später auf die Arbeitslosenzahlen auswirken. ■