Für Entwarnung ist es zu früh

Franken Euro

Der starke Franken belastet die Schweizer Exportunternehmen nach wie vor stark. Bild: Martin Abegglen, Flickr

Kommentar. Von Livio Brandenberg

Schweizer Exporteure kämpfen gegen den starken Franken. Die Lage ist ernst, doch neueste Zahlen zeigen: Der befürchtete Totaleinbruch blieb aus – bisher.

Der starke Franken schlägt sich auch bei den Exporten nieder. Sieben der zehn grössten Exportbranchen der Schweiz verzeichnen in den ersten sechs Monaten nach der Aufgabe des  Euro-Mindestkurses einen Rückgang der Ausfuhren. Doch die Rückgänge sind bisher weniger dramatisch als befürchtet. Und bei Uhren und Luxusgütern wurde sogar mehr exportiert als im ersten Semester 2014.

Für eine Entwarnung ist es aber definitiv zu früh. Denn: Noch lässt  sich die ganze Härte der Frankenaufwertung nicht abschätzen. Viele Aufträge wurden noch vor der Mindestkurs-Aufhebung vergeben und im ersten Halbjahr abgearbeitet. Die stabilen Exportzahlen sagen noch nichts aus über den hohen Margendruck, unter dem viele Schweizer Unternehmen stehen. Um hohe Umsatzvolumen aufrechtzuerhalten, muss aktuell eine deutlich geringere Profitabilität in Kauf genommen werden. Viele Schweizer Firmen schieben Investitionen auf oder nehmen diese gleich in der Eurozone vor. Die Folgen dieser  schleichenden Entwicklung für die Schweizer Volkswirtschaft werden sich erst mittel- bis langfristig zeigen.

Eines zeigen die neuesten Exportzahlen allerdings auch: Viele Schweizer Unternehmen haben in den vergangenen Währungskrisen ihre Hausaufgaben gemacht und sich erfolgreich in Nischen positioniert. Das ist eine gute Grundlage, um auch aus dem aktuellen Sturm gestärkt hervorzugehen. Der Innovationsdruck bleibt dennoch immens. Andererseits zeigt das Wachstum der Ausfuhren nach Asien und Amerika, dass es sich lohnt, neue Absatzmärkte ins Visier zu nehmen. Hier besteht gerade für mittlere und kleinere Betriebe noch Potenzial. ■

(Dieser Kommentar ist erschienen am 22. Juli 2015 in der «Neuen Luzerner Zeitung».)