Adecco Job Index: Mehr Stellen in der Zentralschweiz

Adecco Swiss Job Market Index Zentralschweiz

Grafik: Adecco / Universität Zürich

Jobmarkt – Im Vergleich zum Vorjahr sind in der Zentralschweiz mehr Jobs ausgeschrieben worden. Insbesondere die Industrie kann überraschen.

Von Livio Brandenberg

Anfang Dezember sagte Felix Howald, Direktor der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz, zu unserer Zeitung: «In den letzten Jahren sind in der Zentralschweiz vermehrt hochwertige Jobs angesiedelt worden.» Es seien viele Arbeitsplätze für Gutqualifizierte in die Zentralschweiz geholt worden – etwa in den Bereichen Banken, Informatik oder Pharma. Der gestern veröffentlichte Swiss Job Market Index des Stellenvermittlers Adecco bestätigt diese Aussage. Doch in den letzten paar Monaten sind die Stellenangebote in der Region zurückgegangen, um 6 Prozent, verglichen mit dem 3. Quartal. Nur in der Kategorie Technik und Informatik resultierte im 4. Quartal 2015 eine Zunahme (siehe Grafik oben).

Adecco publiziert den Stellenangebots-Index vier Mal im Jahr; erhoben und erstellt wird er in Zusammenarbeit mit dem Soziologischen Institut der Universität Zürich. Die Erhebung beruht auf repräsentativen Quartalserhebungen der Stellenangebote in den Medien, auf Onlinestellenportalen sowie auf Unternehmenswebsites.

10 000 Jobs gestrichen

Vergleicht man das Schlussquartal 2015 mit dem entsprechenden Quartal des Vorjahres, steht die Zentralschweiz gut da: Sie weist Ende 2015 als einzige Grossregion der Schweiz (siehe Grafik unten) ein Plus bei den Stellenangeboten aus (+2,5 Prozent). «Entgegen der gesamtschweizerischen Entwicklung bleibt der Zentralschweizer Stellenmarkt im Vorjahresvergleich stabil. Von den Unsicherheiten, die das Wirtschaftsjahr 2015 prägten, zeigt sich die Region relativ unbeeindruckt», wird Arbeitsmarktexpertin Marianne Müller von der Universität Zürich in der Studie zitiert. Ein Grund für die längerfristige Stabilität ortet Müller bei der Zentralschweizer Industrie, die im Jahr 2015 – anders als in anderen Grossregionen – nicht eingebrochen sei.

Adecco Swiss Job Market Index Schweiz

Grafik: Adecco / Universität Zürich

Gesamtschweizerisch, das ist bekannt, liegt ein hartes Jahr hinter einigen Wirtschaftszweigen. So seien etwa der Maschinenindustrie rund 10 000 Stellen verloren gegangen, sagte der Präsident des Verbands der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Swissmem, Hans Hess, in einem Interview, welches in der Westschweizer gestern Zeitung «L’Agefi» erschien. Im letzten November hatte Swissmem die Zahl der verlorenen Stellen in der Branche noch auf 4500 beziffert und sich dabei auf Umfragewerte des ersten Halbjahres 2015 bezogen. Die Lage hat sich Ende Jahr dann aber nochmals verschlechtert.

Weniger Stellen im Handel und in der Erziehung

In der Zentralschweiz litt die Industrie in den vergangenen drei Monaten ebenfalls, jedoch nicht so stark wie auf Bundesebene. Das Stellenangebot für Fachkräfte in der Industrie und dem Bau verzeichnete im 4. Quartal ein Minus von 4 Prozent. Nachgelassen hat die Personalnachfrage gegen das Jahresende hin vor allem bei den Unternehmensdienstleistungen (-3 Prozent), wobei laut dem Adecco-Bericht insbesondere die Zahl der ausgeschriebenen Stellen im Handel, aber auch in kaufmännischen und administrativen Berufen gesunken ist.

Im Bereich der persönlichen und sozialen Dienstleistungen wurde in den Monaten Oktober, November und Dezember ebenfalls weniger Personal gesucht (-3 Prozent). Dafür verantwortlich sei unter anderem der «Rückgang an Stellenausschreibungen in Fürsorge und Erziehung», wie die Studienautoren schreiben.

Unterschiede zwischen den Berufen

Im Vergleich zum 4. Quartal 2014 werden grössere Unterschiede zwischen den Berufssektoren sichtbar. Stark erhöht hat sich in unserer Region etwa die Personalnachfrage im Bereich Industrie und Bau (+23 Prozent) – dies trotz der Abnahme im vergangenen Quartal und entgegen dem negativen gesamtschweizerischen Trend. «Die Zentralschweizer Industrie zeigt sich damit in einem starken Zustand», heisst es in der Studie.

Das Stellenangebot für persönliche und soziale Dienstleistungen hat gemäss dem Swiss Job Market Index im Jahresvergleich dagegen um 6 Prozent abgenommen. Leicht rückläufig sei mit 2 Prozent auch die Nachfrage nach Personal für Unternehmensdienstleistungen, so die Arbeitsmarktexperten. ■

(Dieser Artikel ist in leicht anderer Form erschienen am 26. Januar 2016 in der «Neuen Luzerner Zeitung».)