Die Löhne in der Zentralschweiz steigen überproportional

Grafik Lohnstrukturerhebung

Grafik: «Neue Luzerner Zeitung» vom 1. Dezember 2015

Löhne – Die Resultate der Lohnstrukturerhebung des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigen nicht nur, dass sich die Löhne der Schweizerinnen und Schweizer in den verschiedenen Branchen unterschiedlich entwickelt haben in den Jahren 2002 bis 2014. Die Statistiker der Bundes bereiten die erhobenen Daten jeweils auch regionenspezifisch auf. Und hier zeigen sich – wie bei den Branchenunterschieden – beachtliche Differenzen.

Von Livio Brandenberg

Laut den BFS-Zahlen haben die Löhne in der Grossregion Zentralschweiz im Erhebungszeitraum, zusammen mit der Region Mittelland, am stärksten zugelegt: In beiden Grossregionen sind die Saläre um 17 Prozent angestiegen. Dahinter folgen die Nordwestschweiz (15 Prozent), die Ostschweiz (14 Prozent) und die Genferseeregion (13 Prozent). Weniger stark sind die Löhne in der Grossregion Zürich gestiegen. Hier liegt der Medianlohn nur 11 Prozent über jenem von 2002. Schlechter entwickelte sich nur noch das Tessin mit 10 Prozent.

Wirtschaftswachstum als Treiber

Felix Howald

Felix Howald (46), Direktor IHZ, Bild: Manuela Jans-Koch, «Neue Luzerner Zeitung»

«Dass die Löhne in der Zentralschweiz in den letzten zwölf Jahren überproportional angestiegen sind, überrascht mich nicht», sagt Felix Howald, Direktor der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ). «Denn wenn man sich das Wirtschaftswachstum der Region Zentralschweiz über diese Zeitspanne anschaut, dann sieht man, dass die Zentralschweiz praktisch immer auch stärker gewachsen ist als andere Regionen oder auch als die Schweiz als Gesamtes», sagt Howald. Für den IHZ-Direktor ergibt es daher Sinn, «dass in einer solchen Region auch die Löhne entsprechend ansteigen».

Viele neue hochwertige Jobs

Felix Howald sieht neben dem starken Zentralschweizer Wirtschaftswachstum noch einen zweiten Hauptgrund für die Lohnentwicklung in der Region: «In den letzten Jahren sind in der Zentralschweiz vermehrt hochwertige Jobs angesiedelt worden», sagt er. Es seien viele Arbeitsplätze für Gutqualifizierte in die Zentralschweiz geholt worden – etwa in den Bereichen Banken, Informatik oder Pharma. «Das hat bei der Lohnentwicklung sicher mitgespielt», sagt Felix Howald. So seien zahlreiche Hochtechnologiefirmen zugewandert oder hätten Stellen in die Zentralschweiz geholt, so Howald.

Beispiele für diesen anhaltenden Trend gibt es genug: Der Pharmakonzern Roche baut an seinem Diagnostik-Standort Rotkreuz seit über fünf Jahren die Belegschaft deutlich aus – heute arbeiten dort fast doppelt so viele Angestellte wie noch 2010. Und vor knapp zwei Wochen erst bestätigte Roche gegenüber der «Neuen Luzerner Zeitung», dass auch 2016 weitere 120 bis 200 Stellen dazukommen werden. Eine weniger bekannte Firma, die bereits vor rund drei Jahren hoch qualifizierte Jobs in die Innerschweiz verlagerte, ist der US-Flugzeugtriebwerk-Hersteller Pratt & Whitney. Etwa 25 Personen sind in Büros am Luzerner Alpenquai gezogen.

Gut zahlende Finanzbranche

Laut Felix Howald von der IHZ ist aber der Einfluss der Finanzbranche auf die Löhne nicht zu vernachlässigen. Der Privatbanken-Sektor sei in den letzten Jahren gewachsen. Und laut den regionalen Zahlen des BFS zahlen die Banken und Versicherungen neben der Forschungs- und Entwicklungssparte (9000 Franken) immer noch den höchsten Medianlohn in der Zentralschweiz: Rund 8500 Franken verdienen die Angestellten hier monatlich. ■

(Dieser Artikel ist in leicht anderer Form erschienen am 1. Dezember 2015 in der «Neuen Luzerner Zeitung».)